Podcast NS-Medizinverbrechen zwischen Verdrängung und Aufarbeitung


Folge 0: Intro

„NS-Medizinverbrechen zwischen Verdrängung und Aufarbeitung“ – unter diesem Titel fand im Wintersemester 2020/21 ein interdisziplinäres Projektseminar des Lehrstuhls für Geschichte der Medizin und des Lehrstuhls für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg statt. Studierende der Geschichte und der Medizin haben sich mit der „Zweiten Geschichte“ des nationalsozialistischen Patientenmords an Patient*innen der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt nach 1945 beschäftigt. Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von Studierenden und Dozentinnen ist dieser Podcast. In dieser Folge erfahren Sie, wie der Podcast entstanden ist und worum es geht.

Autorinnen: Dr. Susanne Ude-Koeller, Marion Voggenreiter, Dr. Helen Wagner
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Patienten der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt bei der Gartenarbeit (Arbeitssituation vmtl. für das Foto gestellt)
Bildnachweis: Stadtarchiv Erlangen VI.M.b.1654

Folge 1: Der Beginn der „zweiten Geschichte“ – Kriegsende und Entnazifizierung in Erlangen

Am 16. April 1945 endete mit der kampflosen Übergabe der Stadt an die US-Armee der Zweite Weltkrieg in Erlangen. Wie das Kriegsende in der Stadt wahrgenommen wurde und wie die darauffolgende Entnazifizierung in Erlangen verlief, erfahren Sie in dieser Folge.

Interviewpartner*innen: Dorothea Rettig, Prof. Dr. Georg Seiderer, Dr. Clemens Wachter
Autorinnen: Kristin Leuteritz und Sophie Schmidt
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Eingestürzte Anstaltsmauer der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt

Quellennachweise ansehen
  1. Foto: Josef Keller, Stadtarchiv Erlangen VI.H.b.171
  2. Benz, Wolfgang (Hg.): Neuanfang in Bayern 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, München 1988.
  3. Friederich, Christoph/Frhr. von Haller, Bertold/Jakob, Andreas (Hg.): Erlanger Stadtlexikon, Nürnberg 2002.
  4. Gesetz zur Befreiung Nationalsozialismus und Militarismus. Vom 5. März 1946. Mit Ausführungsvorschriften, Formblättern, der Anweisung für die Auswerter der Meldebögen und der Rangliste in mehrfarbiger Wiedergabe, in amtlichem Auftrag und mit Anmerkungen und Sachverzeichnis versehen von Erich Schullze, München 1946.
  5. Jakob, Andreas: Der Tod des Kampfkommandanten. Das Kriegsende in Erlangen 1945 im Spiegel von Augenzeugenberichten, Erlangen 2018.
  6. Lehmann, Gertraud: "Narren faseln weiter vom Endsieg": Das Ende von Krieg und Nationalsozialismus in Erlangen im Spiegel privater Notizen, in: Sandweg, Jürgen/Lehmann, Gertraud (Hg.): Hinter unzerstörten Fassaden. Erlangen 1945 - 1955, Erlangen 1996, S. 15-47.
  7. Müller-Meiningen, Ernst: Die Parteigenossen, München 1946.
  8. Niethammer, Lutz: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Berlin 1982.
  9. Sandweg, Jürgen (Hg.): Hinter unzerstörten Fassaden. Erlangen 1945-1955, Erlangen 1996.
  10. Schrumpf, Werner: Vom heiklen Umgang mit der Schuld: die Entnazifizierung in Erlangen, in: Sandweg, Jürgen/Lehmann, Gertraud (Hg.): Hinter unzerstörten Fassaden. Erlangen 1945-1955, Erlangen 1996, S. 155-192.
  11. Schuh, Ulrich: Die Entnazifizierung in Mittelfranken. Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region, Neustadt an der Aisch 2013.
  12. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 240 Hauptkammer Nürnberg 3, zitiert nach: Schuh, Ulrich: Die Entnazifizierung in Mittelfranken. Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region, Neustadt an der Aisch 2013, S. 8.

Folge 2: Auf der Anklagebank – Der Nürnberger Ärzteprozess

Mit dem Nürnberger Ärzteprozess begann Ende 1946 die strafrechtliche Aufarbeitung der NS-Medizinverbrechen. 23 Angeklagte mussten sich unter anderem wegen ihrer Mitwirkung an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem amerikanischen Militärgericht verantworten. Mehr zu den Hintergründen und dem Verlauf des Prozesses erfahren Sie in dieser Folge.

Interviewpartner: Prof. Dr. Karl-Heinz Leven
Autor*innen: Julia Ladendorf und Anton Wild
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Der „Ärzteprozess“ im Nürnberger Schwurgerichtssaal 600

Quellennachweise ansehen
  1. Raymond D'Addario, Public domain, via Wikimedia Commons
  2. Baghdady, Anne/Haunhorst, Regina/Würz, Markus: Entnazifizierung und „Antifaschismus“, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, http://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/entnazifizierung-und-antifaschismus.html [letzter Zugriff 12.08.2022].
  3. Eckart, Wolfgang: Der Nürnberger Ärzteprozess, in: Deutsches Ärzteblatt 114 (2017) 33-34, S. A-1524-A1525.
  4. Kolb, Stephan/Seithe, Horst (Hg.): Medizin und Gewissen. 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozeß – Kongressdokumentation, Frankfurt a. M. 1998.
  5. Leven, Karl-Heinz: „Diese gelassene Verleugnung von Schuld“ – die Medizin und ihre nationalsozialistische Vergangenheit, in: Grün, Bernd/Hofer, Hans-Georg/Leven, Karl-Heinz (Hg.): Medizin und Nationalsozialismus. Die Freiburger Medizinische Fakultät und das Klinikum in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Frankfurt a. M. 2002, S. 15-33.
  6. Mausbach, Hans: Thesen zum Nürnberger Ärzteprozess. Charakter des Prozesses, Nachwirkungen und seine Bedeutung für die Zukunft, in: Kolb, Stephan/Seithe, Horst (Hg.): Medizin und Gewissen. 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozeß – Kongressdokumentation, Frankfurt a. M. 1998, S. 260-268.
  7. Memorium Nürnberger Prozesse: Der Saal 600, https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse/dauerausstellung/schwurgerichtssaal/ [letzter Zugriff 12.08.2022].
  8. Mitscherlich, Alexander/Mielke, Fred (Hg.): Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses, Frankfurt a. M. 2019.
  9. Nuremberg. Casus pacis: US-Anklage versinkt in Dokumenten, 22.11.2020, https://de.nuremberg.media/istoriya/20201122/13090/us-anklage.html [letzter Zugriff 12.08.2022].
  10. Reichel, Peter: Der Nationalsozialismus vor Gericht und die Rückkehr zum Rechtsstaat, in: Reichel, Peter/Schmid, Harald/Steinbach, Peter (Hg.): Der Nationalsozialismus. Die zweite Geschichte. Überwindung – Deutung – Erinnerung, München 2009, S. 22-61.
  11. Safferling, Christoph: Aufarbeitung von NS-Unrecht durch die deutsche Nachkriegsjustiz, in: Koch, Arnd/Veh, Herbert (Hg.): Vor 70 Jahren – Stunde Null für die Justiz? Die Augsburger Justiz und das NS-Unrecht, Baden-Baden 2017, S. 9-40.
  12. Taylor, Telford: Die Nürnberger Prozesse. Kriegsverbrechen und Völkerrecht, Zürich 1950.
  13. Toellner, Richard: Wissen kann Gewissen nicht ersetzen. Das Versagen der Ärzte im Dritten Reich und die Folgen bis heute, in: Kolb, Stephan/Härlein, Jürgen (Hg.): Medizin und Gewissen. Wenn Würde ein Wert würde. Eine Dokumentation über den Internationalen IPPNW-Kongress, 24. bis 27. Mai 2001 in Erlangen, Frankfurt a. M. 2002, S. 26-41.
  14. Weindling, Paul: Der Nürnberger Ärzte-Prozess: Entstehungsgeschichte, Verlauf, Nachwirkungen, in: Priemel, Kim Christian/Stiller, Alexa (Hg.): NMT. Die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtsschöpfung, Hamburg 2013, S. 158-193.

Folge 3: Verfolgter, Aufklärer, Vertuscher? – Die Rolle von Werner Leibbrand

Werner Leibbrand (1896-1974) wurde im Sommer 1945 von der amerikanischen Militärregierung als neuer Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen eingesetzt. Diese Folge beleuchtet zum einen sein Leben und Wirken und hinterfragt zum anderen seine Rolle bei der Aufarbeitung der NS-Medizinverbrechen in Erlangen.

Interviewpartner: Prof. Dr. Andreas Frewer
Autor*innen: Leona Stahl und Moritz Stegmeier
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Titelbild der Publikation „Um die Menschenrechte der Geisteskranken“ von 1946

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  1. Bildnachweis: Deutsche Nationalbibliothek
  2. Burgmair, Wolfgang: „Mein wissenschaftlicher Beruf ist der eines Psychiaters und Medizinhistorikers…“. Eine Einführung zu Leben und Werk von Werner Robert Leibbrand, in: Unschuld, Paul/Weber, Matthias/Locher, Wolfgang (Hg.): Werner Leibbrand (1896-1974). „… ich weiß, daß ich mehr tun muß, als nur ein Arzt zu sein“, München 2005, S. 15-52.
  3. Frewer, Andreas: Werner Leibbrand: Leben – Weiterleben – Überleben, Stuttgart 2021.
  4. Kudlien, Fridolf: Werner Leibbrand als Zeitzeuge. Ein ärztlicher Gegner des Nationalsozialismus im Dritten Reich, in: Medizinhistorisches Journal 21 (1986) 3/4, S. 332-352.
  5. Protokoll der Nürnberger Ärzteprozesse, https://nuremberg.law.harvard.edu/nmt_1_intro [letzter Zugriff 22.08.2022].
  6. Wiesinger, Christine/Frewer, Andreas: Werner Leibbrand, Annemarie Wettley und Kontroversen um „Euthanasie“. Die Hintergründe medizinhistorisch-ethischer Debatten der Nachkriegszeit, in: Frewer, Andreas (Hg.): Psychiatrie und „Euthanasie“ in der HuPfla Debatten zu Werner Leibbrands Buch „Um die Menschenrechte der Geisteskranken“, Erlangen/Nürnberg 2020, S. 157-182.

Folge 4: Wissen, Verantwortung und Schuld – Die Geschichte der Erlanger Täter (Teil I)

In die nationalsozialistischen Krankenmorde involvierte Ärzte mussten sich nicht nur im Nürnberger Ärzteprozess, sondern in den folgenden Jahren auch in zahlreichen Einzelverfahren vor Gerichten verantworten. Für Erlangen wurden zwei Verfahren angestrengt, zum einen gegen den ehemaligen Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Wilhelm Einsle und andere Ärztinnen und Ärzte der Anstalt, zum anderen gegen den ehemaligen Direktor der Kinderklinik Albert Viethen. Inwieweit sie in die NS-Patientenmorde verstrickt waren und wie die Verfahren gegen sie verliefen, erfahren Sie in dieser Folge.

Interviewpartnerin: Dr. Susanne Ude-Koeller
Autor: Elias Schmitt
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Kapelle der ehemaligen Erlanger Heil und Pflegeanstalt mit Inschrift „Ich bin der Herr Dein Arzt!“

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  1. Bildnachweis: Stadtarchiv Erlangen VI.Z.b.6012
  2. Bermbach, Udo: Houston Stewart Chamberlain. Wagners Schwiegersohn – Hitlers Vordenker, Stuttgart 2015
  3. Bussiek, Dagmar: Albert Viethen. Direktor der Universitäts-Kinderklinik in Erlangen 1939-1945, in: Rascher, Wolfgang/Wittern-Sterzel, Renate (Hg.): Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Erlangen, Göttingen 2005, S. 125-212.
  4. Bussiek, Dagmar: „Politisch einwandfreies Personal“. Neuordnung der Erlanger Universitäts-Kinderklinik nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Hinz-Wessels, Annette/Beddies, Thomas (Hg.): Pädiatrie nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, Monatsschrift für Kinderheilkunde 164 (2016), S. 27-33.
  5. Bussiek, Dagmar/Castell, Rolf/Rascher, Wolfgang: „Wir Ärzte strebten nach Ruhe und schlängelten uns so durch“. Albert Viethen (1897-1978), Direktor der Universitätskinderklinik in Erlangen 1939-1945, in: Monatsschrift für Kinderheilkunde 152 (2004), S. 992-1003.
  6. Hartl, Sabrina: Die verleugneten Todesopfer. Durch „Hungerkost“ starben in der NS-Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen bis zu 1500 Menschen, in: Erlanger Nachrichten, 12.08.2020, S. 31.
  7. Forschungsprojekt NS-„Euthanasie“ in Erlangen (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU und Stadtarchiv Erlangen): Rekonstruktion der nationalsozialistischen Krankenmorde in Erlangen, https://www.ns-euthanasie-erlangen.de/de/forschung-zu-ns-krankenmorden/forschungsprojekt-ns-euthanasie-in-erlangen [letzter Zugriff 24.08.2022].
  8. Klee, Ernst: Euthanasie im Dritten Reich. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, 2. Auflage, Frankfurt a. M. 2014.
  9. Mehringer-Einsle, Getrud: Zum Lebensweg meines Vaters Wilhelm Einsle, https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1991/97.htm [letzter Zugriff 24.08.2022].
  10. N.N.: Schlaraffia, Meyers Großes Konversationslexikon, Band 17, Leipzig 1909, S. 832.
  11. Rauh, Philipp: Die Medizinische Fakultät im Nationalsozialismus, in: Leven, Karl-Heinz/Rauh, Philipp/Thum, Andreas/Ude-Koeller, Susanne (Hg.): Die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Kontexte – Köpfe – Kontroversen (1743-2018), Wien/Köln/Weimar 2018, S. 98-143.
  12. Siemen, Hans-Ludwig: Heil- und Pflegeanstalt Erlangen, in: Cranach, Michael von/Siemen, Hans-Ludwig (Hg.): Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945, 3. Auflage, München 2018, S. 159-173.
  13. Stadt Erlangen: Lern- und Gedenkort für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Erlangen, https://erlangen.de/aktuelles/gedenkort-opfer-ns-euthanasie[letzter Zugriff 24.08.2022].
  14. Ude-Koeller, Susanne: Die Mauer des Schweigens, in: Erlanger Nachrichten: 15.06.2020].
  15. Ausstellungstafel zur Ausstellung „…plötzlich gestorben“ NS-Rassenhygiene 1933-45 vom 04.02.2014 bis 28.03.2014 im Stadtarchiv und vom 24.07.2014 bis 20.08.2014 in der Stadtbibliothek Erlangen, http://feld22.de/ausstellungen/ns-rassenhygiene-1933-45/ [letzter Zugriff 23.08.2022].
  16. Voggenreiter, Marion: „…wir waren nicht darin beteiligt“. Wilhelm Einsle und andere Ärztinnen und Ärzte der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen wurden in einem Prozess freigesprochen, in: Erlanger Nachrichten, 06.07.2020.
  17. Zeugenaussage von Wilhelm Einsle, aus: Staatsarchiv Nürnberg, Staatsanwaltschaft b. d. Landgericht Nürnberg Fürth II, Prozess gegen Wilhelm Einsle, Nr. 2343/III.

Folge 5: Wissen, Verantwortung und Schuld – Die Geschichte der Erlanger Täter (Teil II)

In die nationalsozialistischen Medizinverbrechen war noch eine Reihe weiterer Erlanger Ärzte verstrickt. Einige von ihnen konnten trotz ihrer Beteiligung ihre Karrieren nach 1945 erfolgreich fortsetzen. Zum Teil wurde ihnen weit über ihren Tod hinaus ein ehrendes Andenken bewahrt. In dieser Folge erfahren Sie mehr über die Geschichte der Erlanger Mediziner Otto Goetze, Hermann Wintz, Rudolf Dyroff und Berthold Kihn.

Interviewpartner: Dr. Susanne Ude-Koeller
Autor: Christoph Fürst
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU, Helen Wagner
Bild: Büsten der Erlanger Mediziner Ludwig Seitz, Hermann Wintz und Rudolf Dyroff (bis 2001 ausgestellt in der Universitätsfrauenklinik, heute in der Medizinischen Sammlung der Universität)

Quellennachweise ansehen
  1. Bildnachweis: Foto: Fritz Dross, Medizinische Sammlung der FAU (https://objekte-im-netz.fau.de/med/wisski/navigate/457/view, https://objekte-im-netz.fau.de/med/wisski/navigate/459/view, https://objekte-im-netz.fau.de/med/wisski/navigate/461/view)
  2. Braun, Birgit: Der T4-Gutachter F.L. Berthold Kihn. Lebenslinien eines „Täter“-Psychiaters, Stuttgart 2020.
  3. Frobenius, Wolfgang: Röntgenstrahlen statt Skalpell: die Universitäts-Frauenklinik Erlangen und die Geschichte der gynäkologischen Radiologie von 1914-1945, Erlangen 2003.
  4. Klee, Ernst: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945, Frankfurt a. M. 2001.
  5. Krüger, Dorothea: Zwangssterilisation. Zur Rolle der Frauenklinik Erlangen im „Dritten Reich“, in: Ley, Astrid/Ruisinger, Marion Maria (Hg.): Von Gebärhaus und Retortenbaby. 175 Jahre Frauenklinik Erlangen, Nürnberg 2003, S. 110-126.
  6. Plöger, Andreas: „Wir sind hier in der Tat am Ende“. Die Nachkriegszeit, in: Leven, Karl-Heinz/Plöger, Andreas (Hg.): 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, 1815-2015, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 300-324.
  7. Rauh, Philipp: Der Erlanger Psychiater Berthold Kihn als Vordenker der NS-„Euthanasie“, in: Leven, Karl-Heinz/Plöger, Andreas (Hg.): 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, 1815- 2015, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 214-218.
  8. Rauh, Philipp: Erlanger Kliniker und der Nationalsozialismus, in: Leven, Karl-Heinz/Plöger, Andreas (Hg.): 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, 1815-2015, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 226-241.
  9. Rauh Philipp: Die Medizinische Fakultät im Nationalsozialismus, in: Leven, Karl-Heinz/Rauh, Philipp/Thum, Andreas/Ude-Koeller, Susanne (Hg.).: Die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Kontexte – Köpfe – Kontroversen (1743-2018)., Wien/Köln/Weimar 2018, S. 98-126.
  10. Renner, Renate: Zur Geschichte der Thüringer Landesheilanstalten/des Thüringer Landeskrankenhauses Stadtroda 1933 bis 1945 unter besonderer Berücksichtigung der nationalsozialistischen „Euthanasie“, Jena 2004.
  11. Staatsarchiv Nürnberg, Spruchkammer Erlangen-Stadt K-61, TS 3683: 2590, Staatsanwaltschaft Nürnberg Fürth II, 2343/I-V, zitiert nach Braun, Birgit: Der T4-Gutachter F.L. Berthold Kihn. Lebenslinien eines „Täter“-Psychiaters, Stuttgart 2020, S. 360.
  12. Thum, Andreas: Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, in: Leven, Karl-Heinz/Rauh, Philipp/Thum, Andreas/Ude-Koeller, Susanne (Hg.): Die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Kontexte – Köpfe –Kontroversen (1743-2018), Wien/Köln/Weimar 2018, S. 166-198.
  13. Ude-Koeller, Susanne: Schwangerschaftsabbrüche an NS-Zwangsarbeiterinnen, in: Leven, Karl-Heinz/Plöger, Andreas (Hg.): 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, 1815-2015, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 274-284.
  14. Vereinigung Bayrischer Chirurgen: Otto-Goetze-Preis, https://www.vereinigung-bayerischer-chirurgen.de/preisvergaben-stipendien/#Otto-Goetze-Preis [letzter Zugriff 24.08.2022].

Folge 6: Verweigerte Anerkennung – Das Ringen um die Entschädigung der Opfer

Erscheint der Umgang mit nationalsozialistischen Tätern nach 1945 aus heutiger Perspektive oft unverständlich und empörend, so gilt dies umso mehr für den Umgang mit den Opfern, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Für diejenigen Opfer, die die nationalsozialistischen Medizinverbrechen überlebt hatten, begann mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein jahrzehntelanger Kampf um Anerkennung. In dieser Folge erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die Entwicklung des Ringens um die Entschädigung der Opfer.

Interviewpartner: Prof. Dr. Andreas Scheulen
Autorinnen: Anna Deinzer und Kerstin Schmitt
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Gedenkstein für die Opfer der NS-Patientenmorde an Patient*innen der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt

Quellennachweise ansehen
  1. Bildnachweis: Foto: Helen Wagner
  2. Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten: Zeittafel zur Entschädigungspolitik für Zwangssterilisierte und „Euthanasie“-Geschädigte, https://www.euthanasiegeschaedigte-zwangssterilisierte.de/wp-content/uploads/2018/03/zeittafel-entschaedigungspolitik-2018.pdf [letzter Zugriff 25.08.2022].
  3. Bayerisches Landesamt für Statistik: Einwohnerzahlen am 30. September 2020. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Fürth 2020, https://www.statistik.bayern.de/mam/produkte/veroffentlichungen/statistische_berichte/a1200c_202043.pdf [letzter Zugriff 25.08.2022].
  4. Benz, Wolfgang: Verweigerte Erinnerung als zweite Diskriminierung der Opfer nationalsozialistischer Politik, in: Hamm, Margret (Hg.): Ausgegrenzt! Warum? Zwangssterilisierte und Geschädigte der NS-"Euthanasie" in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2017, S. 15-22.
  5. Borggräfe, Henning: Streit um „vergessene Opfer“, in: Fischer, Torben/Lorenz, Matthias N. (Hg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung" in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, Bielefeld 2015, S. 263-265.
  6. Braun, Kathrin: Erbgesundheitsgesetz, Ächtung und Entschädigungsdebatten, in: Fischer, Torben/Lorenz, Matthias N. (Hg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung" in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, Bielefeld 2015, S. 345-348.
  7. Braun, Kathrin/Herrmann, Svea L./Brekke, Ole: Zwischen Gesetz und Gerechtigkeit. Staatliche Sterilisationspolitiken und der Kampf der Opfer um Wiedergutmachung, in: Kritische Justiz 45 (2012) 3, S. 298-315.
  8. Bundesministerium der Finanzen: Entschädigung von NS-Unrecht. Regelungen zur Wiedergutmachung, https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Broschueren_Bestellservice/2018-03-05-entschaedigung-ns-unrecht.html [letzter Zugriff 25.08.2022].
  9. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und Bundesamt für Justiz: Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23.05.1949, in: Bundesgesetzblatt Teil III, https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html [letzter Zugriff 25.08.2022].
  10. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und Bundesamt für Justiz: Bundesgesetz zur Entschädigung der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, Bundesentschädigungsgesetz BEG vom 18.09.1953, zuletzt geändert am 12.12.2019, in: Bundesgesetzblatt Teil III, https://www.gesetze-im-internet.de/beg/BEG.pdf [letzter Zugriff 25.08.2022].
  11. Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 191. Sitzung, 2. Wahlperiode, 07.02.1957, https://dserver.bundestag.de/btp/02/02191.pdf[letzter Zugriff 25.08.2022].
  12. Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 136. Sitzung, 5. Wahlperiode, 17.11.1967, https://dip21.bundestag.de/dip21/btp/05/05136.pdf [letzter Zugriff 25.08.2022].
  13. Hamm, Margret: Nicht „vergessen” sondern ausgegrenzt. Die Opfer von „Euthanasie” und Zwangssterilisation, in: Dachauer Hefte 25 (2019), S. 214-222.
  14. Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, in: Reichsgesetzblatt I., 1933, S. 529-531, https://www.1000dokumente.de/index.html?l=de&c=dokument_de&dokument=0136_ebn&object=facsimile&pimage=08&v=100&nav= [letzter Zugriff 25.08.2022].
  15. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Aktuelle Meldungen zu den Hartz-Gesetzen, 2011, https://www.lpb-bw.de/hartz-iv-aktuell [letzter Zugriff 25.08.2022].
  16. N. N.: Vergessene Nachhut, in: Der Spiegel, 09.11.1986 (46), S. 109-111.
  17. Scheulen, Andreas: Ausgrenzung der Opfer – Eingrenzung der Täter, Berlin 2002.
  18. Scheulen, Andreas: Zur Rechtslage und Rechtsentwicklung des Erbgesundheitsgesetzes 1934, in: Margret Hamm (Hg.): Lebensunwert zerstörte Leben. Zwangssterilisation und „Euthanasie“, Frankfurt a. M. 2006, S. 212-219.
  19. Scheulen, Andreas: Von der Verfolgung zur Entschädigung. NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation in der Bundesrepublik Deutschland, in: Hamm, Margret (Hg.): Ausgegrenzt! Warum? Zwangssterilisierte und Geschädigte der NS-„Euthanasie“ in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2017, S. 161-180.
  20. Surmann, Rolf: Was ist typisches NS-Unrecht? Die verweigerte Entschädigung für Zwangssterilisierte und „Euthanasie“-Geschädigte, in: Hamm, Margret (Hg.): Lebensunwert zerstörte Leben. Zwangssterilisation und „Euthanasie“, Frankfurt a. M. 2006, S. 198-211.
  21. Tümmers, Henning: Spätes Unrechtsbewusstsein. Über den Umgang mit den Opfern der NS-Erbgesundheitspolitik, in: Frei, Norbert/Brunner, José/Goschler, Constantin: Die Praxis der Wiedergutmachung. Geschichte, Erfahrung und Wirkung in Deutschland und Israel, Göttingen 2009, S. 494-530.
  22. Tümmers, Henning: Anerkennungskämpfe. Die Nachgeschichte der nationalsozialistischen Zwangssterilisationen in der Bundesrepublik, Göttingen 2011.
  23. Westermann, Stefanie: Verschwiegenes Leid. Der Umgang mit den NS-Zwangssterilisationen in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 2010.
  24. Westermann, Stefanie: „Trag ich bis ans Lebensende dieses Mahnmal, eine Gezeichnete“. Eugenisches Denken und die Leiden der NS-Zwangssterilisierten nach 1945, in: Deutsches Ärzteblatt 108 (2011) 11, S. A-571-A-574, https://www.aerzteblatt.de/archiv/treffer?mode=s&wo=2032&typ=16&aid=81392&s=Wiedergutmachung&s=Zwangssterilisation [letzter Zugriff 25.08.2022].
  25. § 5 der Richtlinien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes (AKG-Härterichtlinien), in der Fassung der Bekanntmachung vom 28. März 2011 (BAnz. S. 1229), https://research.wolterskluwer-online.de/document/7d7f7ef1-de5d-3763-a6a9-680d8d9e04a2 [letzter Zugriff 25.08.2022].
  26. § 5 der Richtlinien der Bundesregierung über Härteleistungen an Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen im Rahmen des Allgemeinen Kriegsfolgengesetzes (AKG-Härterichtlinien), in der Fassung der Bekanntmachung vom 28. März 2011 (BAnz. S. 1229), geändert durch die Richtlinie vom 15. Oktober 2014 (BAnz AT 21.10.2014 B3), https://research.wolterskluwer-online.de/document/138d49f5-8564-39c4-9de7-4b303e189783 [letzter Zugriff 25.08.2022].

Folge 7: Biographische Spurensuche – Die Erforschung der Opferschicksale

Die Opfer der nationalsozialistischen Medizinverbrechen wurden in der Öffentlichkeit erst spät wahrgenommen. Auch viele Jahrzehnte nach dem Ende der NS-Herrschaft sind ihre individuellen Lebensgeschichten nur zum Teil bekannt. In dieser Folge erfahren Sie, wie Forscherinnen und Forscher versuchen, Spuren der Opfer zu finden und ihre Schicksale zu rekonstruieren.

Interviewpartner: Dr. Susanne Ude-Koeller
Autorinnen: Johanna Sebald und Maria Gemmel
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU, Helen Wagner
Bild: Zusammenstellung von Dokumenten aus dem Erlanger Stadtarchiv

Quellennachweise ansehen
  1. Forschungsprojekt NS-„Euthanasie“ in Erlangen (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU und Stadtarchiv Erlangen: Patient Rudolf G., https://www.ns-euthanasie-erlangen.de/de/fallbeispiele/patient-rudolf-g [letzter Zugriff 25.08.2022].
  2. Müller, Wolfgang: Überlegungen zu brisanten personenbezogenen Akten in der universitären Überlieferung und Aspekten des Persönlichkeitsrechts, in: Wachter, Clemens (Hg.): Die brisante Akte. Problembehaftete Bestände in Universitäts- und Wissenschaftsarchiven. Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V., 18. bis 20. März 2015 in Erlangen, S. 77-88.
  3. Rauh, Philipp: Zwischen Forschungsinteresse, postmortalem Persönlichkeitsschutz und den schutzwürdigen Belangen Dritter. Psychiatrische Krankenakten aus der NS-Zeit als Quelle historischer Forschung und Gedenkarbeit, in: Wachter, Clemens (Hg.): Die brisante Akte. Problembehaftete Bestände in Universitäts- und Wissenschaftsarchiven. Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V., 18. bis 20. März 2015 in Erlangen, S. 23-46.
  4. Scheulen, Andreas: Von der Verfolgung zur Entschädigung. NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation in der Bundesrepublik Deutschland, in: Hamm, Magret (Hg.): Ausgegrenzt! Warum? Zwangssterilisierte und Geschädigte der NS-„Euthanasie“ in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 2017, S. 161-176.
  5. Schöne, Christopher/Luger, Marion/Krull, Nina: Rassenhygiene und Euthanasie im Dritten Reich, München 2014.
  6. Siemen, Hans-Ludwig: Ein Unbekannter, in: Leven, Karl-Heinz/Rauh, Philipp/Thum, Andreas/Ude-Koeller, Susanne (Hg.): Die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Kontexte – Köpfe – Kontroversen (1743-2018), Wien/Köln/Weimar 2018, S. 124f.
  7. Staatsarchiv Nürnberg, Heil- und Pflegeanstalt (BKH) Erlangen, Patientenakten Männer gestorben, Rudolf G. Tiedemann, Sibylle von/Hohendorf, Gerrit/Cranach, Michael von: Die Ermittlung der Opfer der dezentralen „Euthanasie“, in: Cranach, Michael von/Eberle, Annette/Hohendorf, Gerrit/Tiedemann, Sibylle von (Hg.): Gedenkbuch für die Münchner Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde, Göttingen 2018, S. 169-192.
  8. Ude-Koeller, Susanne/Leven, Karl-Heinz: NS-„Euthanasie“ in Erlangen – T4-Aktion und B-Kost, in: Leven, Karl-Heinz/Plöger, Andreas (Hg.): 200 Jahre Universitätskliniken Erlangen, 1815-2015, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 286f.
  9. Ausstellungstafel zur Ausstellung „…plötzlich gestorben “NS-Rassenhygiene 1933-45 vom 04.02.2014 bis 28.03.2014 im Stadtarchiv und vom 24.07.2014 bis 20.08.2014 in der Stadtbibliothek Erlangen,99 http://feld22.de/ausstellungen/ns-rassenhygiene-1933-45/ [letzter Zugriff 23.08.2022].

Folge 8: Abriss, Erhalt und Umnutzung – Die Geschichte der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt

In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine lebhafte Debatte um den Umgang mit dem Gebäude der ehemaligen Erlanger Heil- und Pflegeanstalt. Ein geplanter Abriss führte zu großem Protest, da ein Teil der Stadtbevölkerung fürchtete, dass mit dem Gebäude auch die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Medizinverbrechen verloren gehen würde. Dabei war ein Großteil des Gebäudes schon in den 1970er Jahren abgerissen worden, ohne eine vergleichbare Debatte um die historische Bedeutung des Ortes zu entfachen. Aus welchen anderen Gründen aber auch damals schon gegen den Abriss protestiert wurde und wie sich der Umgang mit dem Ort und seiner Geschichte verändert hat, erfahren Sie in dieser Folge.

Autor*innen: Fiona Bäuml und Sebastian Winterl
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU
Bild: Protest gegen den Teilabriss der ehemaligen Erlanger Heil- und Pflegeanstalt im Jahr 1978

Quellennachweise ansehen
  1. Bildnachweis: Stadtarchiv Erlangen VI.Z.b.6648
  2. Bezirkskliniken Mittelfranken: Klinikum am Europakanal, https://www.bezirkskliniken-mfr.de/ueber-uns/geschichte/geschichte-der-kliniken/ [letzter Zugriff 23.08.2022].
  3. Böcker, F. M.: Psychiatrische Familienpflege und offene Irrenfürsorge. Sozialpsychiatrische Konzepte bei Gustav Kolb und heute, in: Lungershausen, Eberhard/Baer, Rolf (Hg.): Psychiatrie in Erlangen. Festschrift zur Eröffnung des Neubaues der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen, Erlangen 1985, S. 62-83.
  4. Freistaat Bayern/Bezirk Mittelfranken: Überlassung des Geländes der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen für Zwecke der Universität Erlangen-Nürnberg, Grundsatzvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bezirk Mittelfranken, München 15. 11.1962.
  5. Freistaat Bayern/Bezirk Mittelfranken: Ergänzung zu: Überlassung des Geländes der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen für Zwecke der Universität Erlangen-Nürnberg, Grundsatzvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bezirk Mittelfranken, München 15. 11.1962, 1966.
  6. Hahlweg, Dietmar: Umbrüche und Kontinuitäten. Zur Entwicklung des ehemaligen „Hupfla“-Geländes, in: Stadt Erlangen (Hg.): Tag des offenen Denkmals in Erlangen 8. September 2019. Modern(e). Umbrüche in Kunst und Architektur, Erlangen 2019, S. 58-68.
  7. Jetter, Dieter: Grundzüge der Geschichte des Irrenhauses, Darmstadt 1981.
  8. Kettler, Eva: Weg zu Euthanasie-Gedenkort in Erlangen ist frei, in: Nürnberger Nachrichten, 09.01.2019.
  9. Lungershausen, Eberhard: Einführung. Von der „Irrenanstalt“ zur Psychiatrischen Klinik, in: Lungershausen, Eberhard/Baer, Rolf (Hg.): Psychiatrie in Erlangen. Festschrift zur Eröffnung des Neubaues der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen, Erlangen 1985, S. 6-8.
  10. Meier, Robert/Bürgerinitiative Maximiliansplatz: Laßt die Hupfla stehn! Uni will das alte Bezirkskrankenhaus abreißen, in: Flugblatt Bürgerinitiative Maximiliansplatz, vmtl. Erlangen 1978.
  11. Meier, Robert/Bürgerinitiative Maximiliansplatz: Auszug ja – Aufgabe nein, in: Flugblatt Bürgerinitiative Maximiliansplatz, vmtl. Erlangen 1978.
  12. N. N.: Ärztlicher Bericht über die Kreisirrenanstalt Erlangen 1884/1903, Erlangen 1904.
  13. N. N.: Weiteres Bauland für die Universität, in: Erlanger Nachrichten, 25.02.1959.
  14. N. N.: „Vernünftiger Kompromiß gesucht“, in: Erlanger Tagblatt, 13./14.08.1960.
  15. N. N.: Hauptpunkte der künftigen Planung, in: Erlanger Volksblatt, 02.03.1963.
  16. N. N.: Uni bietet Demonstranten den Waffenstillstand an, in: Erlanger Tagblatt, 31.05.1978.
  17. N. N.: „Wir haben die Drohung wohl verstanden“, in: Erlanger Tagblatt, 02.06.1978.
  18. N. N.: Vertrauliche Akten lagen herrenlos herum, in: Erlanger Tagblatt, 15.06.1978.
  19. N. N.: Bagger und Hacken gegen das Gebäude-Idyll, in: Erlanger Tagblatt, 28.06.1978.
  20. N. N.: Hupfla soll Forschungszentrum weichen, in: Nürnberger Nachrichten, 21.04.2009.
  21. N. N.: Bedenken zurückgezogen, in: Nürnberger Nachrichten, 12.03.2011.
  22. N. N.: Richtefest für ein Vorzeigeprojekt, in: Nürnberger Zeitung, 17.03.2012.
  23. N. N.: Auch letzter Rest der Hupfla kommt wohl weg, in: Fränkischer Tag, 14.07.2017.
  24. N. N.: Gemeinsame Sprache zum Wohl der Patienten, in: Nürnberger Zeitung, 26.07.2017.
  25. N. N.: Dunkles Kapitel für die Stadt, in: Fränkischer Tag, 07.09.2018.
  26. N. N.: An die NS-Euthanasie soll mehr als nur ein Gedenkstein erinnern, in: Nürnberger Nachrichten, 18.12.2018.
  27. Rössler, A.: Zur Geschichte der Universitäts-Nervenklinik Erlangen, in: Lungershausen, Eberhard/ Baer, Rolf (Hg.): Psychiatrie in Erlangen. Festschrift zur Eröffnung des Neubaues der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen, Erlangen 1985, S. 9-37.
  28. Sandmeier, Judith: Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt Erlangen, in: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 54 (2012), S. 163-172.
  29. Schmelter, Thomas: Nationalsozialistische Psychiatrie in Bayern. Die Räumung der Heil- und Pflegeanstalten, Bergtheim bei Würzburg 1999.
  30. Siemen, Hans-Ludwig: Heil- und Pflegeanstalt Erlangen, in: Cranach, Michael von/Siemen, Hans-Ludwig (Hg.): Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945, 2. Auflage, München 2012, S. 159-174.
  31. Przybilla, Olaf: Heftiger Streit um frühere NS-„Pflegeanstalt“, in: Süddeutsche Zeitung, 21.01.2019, https://www.sueddeutsche.de/bayern/nationalsozialismus-euthanasie-erlangen-1.4295811 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  32. Reiner, Michael: Gedenkort soll an NS-Medizinverbrechen in Erlangen erinnern, https://www.br.de/nachrichten/bayern/gedenkort-soll-an-ns-medizinverbrechen-in-erlangen-erinnern,S006ltY [letzter Zugriff 24.03.2021].
  33. Rottmann, Konrad/Denkmalnetz Bayern: Heil- und Pflegeanstalt („Hupfla“) Erlangen, https://kunsthistoriker.org/verband/rote-liste/heil-und-pflegeanstalt-hupfla-erlangen/ [letzter Zugriff 23.08.2022].
  34. Woratschka, Rainer: Bezirke regten Dokumentation über Nazi-Psychiatrie an, in: Nürnberger Nachrichten, 18.03.1999.

Folge 9: Lernen, Forschen und Gedenken – Auf dem Weg zum „Erinnerungs- und Zukunftsort“

Die letzte Folge zeichnet die anhaltende Debatte um den Teilabriss des verbliebenen Gebäudeteils der ehemaligen Erlanger- Heil- und Pflegeanstalt im Spiegel der Presse nach. Diese breit geführte Diskussion war der Ausgangspunkt für das Projektseminar, in dessen Rahmen der Podcast zur „zweiten Geschichte“ des nationalsozialistischen Patientenmords in der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt nach 1945 entstanden ist. Zum Abschluss erzählen Studierende, wie sie die Beschäftigung mit dem Thema im Seminar und die Arbeit an dem Podcast erlebt haben.

Interviewpartner: Christoph Fürst, Elias Schmitt
Autor*innen: Selina Schrödel und Jonas Krause
Sprecher*innen: Jennifer Sittler, Christian Wincierz
Schnitt: Medienstudios des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FAU, Helen Wagner
Bild: Teilabriss der ehemaligen Erlanger Heil- und Pflegeanstalt im Oktober 2020

Quellennachweise ansehen
  1. Bildnachweis: Foto: Helen Wagner
  2. ek: „Hupfla“-Patiententrakt könnte Gedenkort werden, in: Nordbayern, 08.01.2019, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-hupfla-patiententrakt-konnte-gedenkort-werden-1.8477678 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  3. ek: HuPfla Erlangen. Planungen für Erinnerungsort gehen weiter, in: Nordbayern, 02.11.2020, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/hupfla-erlangen-planungen-fur-erinnerungsort-gehen-weiter-1.10569459 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  4. Greiner, Udo B.: „Leuchtturm patientennaher Forschung“, in: Bayerische Staatszeitung, 30.01.2019, https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kommunales/detailansicht-kommunales/artikel/leuchtturm-patientennaher-forschung.html#topPosition [letzter Zugriff 23.08.2022].
  5. Huber, Torsten: Trotz Denkmalschutz. Teilabriss Alte Heil- und Pflegeanstalt, in: Bild, 28.02.2020, https://www.bild.de/regional/nuernberg/nuernberg-news/trotz-denkmalschutz-abriss-alte-heil-und-pflegeanstalt-in-erlangen-69079030.bild.html [letzter Zugriff 23.08.2022].
  6. Kettler, Eva: Wie steht es um die Zukunft der Erlanger „Hupfla“?, in: Nordbayern, 24.11.2018, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/wie-steht-es-um-die-zukunft-der-erlanger-hupfla-1.8335030 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  7. Kettler, Eva: Erlangen. Gelungener Auftakt für „Forum Erinnerungs- und Zukunftsort HuPfla“ in: Nordbayern, 26.03.2021, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-gelungener-auftakt-fur-forum-erinnerungs-und-zukunftsort-hupfla-1.10950469 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  8. Millian, Peter: Erlangen. Suche nach Erinnerungsort, in: Nordbayern, 29.07.2018, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangen-suche-nach-erinnerungsort-1.7883312 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  9. N. N.: Erlanger Hupfla. Aktionsbündnis besteht auf Maximalforderung, in: Nordbayern, 02.09.2020, https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlanger-hupfla-aktionsbundnis-besteht-auf-maximalforderung-1.10397144 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  10. Uniklinikum Erlangen: Symbolischer erster Spatenstich zum Baubeginn des Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin in Erlangen, Pressemitteilungen 15.10.2020.
  11. Przybilla, Olaf: Nationalsozialismus in Erlangen. Alte Heil- und Pflegeanstalt wird zum Gedenkort, in: Süddeutsche Zeitung, 25.05.2020, https://www.sueddeutsche.de/bayern/erlangen-heilanstalt-nationalsozialismus-gedenkort-1.4917085 [letzter Zugriff 23.08.2022].
  12. Reiner, Michael: HuPfla-Abriss in Erlangen. Spatenstich ohne Öffentlichkeit, 15.10.2020, https://www.br.de/nachrichten/bayern/hupfla-abriss-in-erlangen-spatenstich-ohne-oeffentlichkeit,SDUyUnX [letzter Zugriff 31.03.2021].
  13. Reiner Michael: Nazi-Verbrechen an psychisch Kranken. Gedenkort in Erlangen, 25.05.2020, https://www.br.de/nachrichten/bayern/nazi-verbrechen-an-psychisch-kranken-gedenkort-in-erlangen,RzoAqr2 [letzter Zugriff 31.03.2021].
  14. Reiner, Michael: NS-Verbrechen. Konzept für Erlanger Doku-Zentrum „Hupfla“ steht, 01.07.2020, https://www.br.de/nachrichten/bayern/ns-verbrechen-konzept-fuer-erlanger-doku-zentrum-hupfla-steht,S3TexWu [letzter Zugriff 31.03.2021].
  15. Stadt Erlangen: Auftakt für „Forum Erinnerungs- und Zukunftsort HuPfla“, https://www.erlangen.de/desktopdefault.aspx/tabid-1137/3973_read-38568 [letzter Zugriff 09.04.2021].